Martha-Saalfeld-Preis: Vincent. Stationen eines Abschieds.
Es ist Frühling im Jahr 1983 in einer kleinen, vorderpfälzischen Gemeinde. Vor der Grundschule geschieht ein Unfall: Ein Junge auf seinem Fahrrad fährt vom Gehsteig auf die Straße, direkt vor das Auto von Barbara Pohlmann. Und stirbt. Von da an ist für die 25-Jährige nichts mehr, wie es war.
Nach einer Woche meldet sich ein einziger Zeuge: Vincent Krzyzaniak, Bauer aus dem Allgäu, 30 Jahre älter als die Angeklagte. Er erklärt sich bereit, für Pohlmann auszusagen - zu einem hohen Preis.
Die kaufmännische Angestellte packt ihre Sachen, verlässt ihre Heimat und folgt diesem Menschen auf seinen abgeschiedenen Hof. Elf Jahre bleibt sie dort, dann flieht sie zurück an den Rhein.
Kaum wieder zu Hause, klingelt das Telefon. Es ist Paul, ein vermeintlicher Bekannter aus Jugendtagen. Diese Telefonstimme, dieser Mann ohne Nachnamen, ohne Gesicht, wird in den folgenden drei Jahren zum engsten Vertrauten von Barbara Krzyzaniak. Doch: wer ist Paul ...?
Für die Arbeit am Buch erhielt Barbara Krauß 1997 den Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Auszug aus der Laudatio von Josef Zierden:
"Die Jury verleiht den Martha-Saalfeld-Förderpreis 1997 an Barbara Krauß. Sie fördert damit einen im Entstehen begriffenen, längeren Prosatext, der in der pfälzischen Domstadt Speyer und auf einem bayerischen Berghof bei Sonthofen angesiedelt ist und der in sprachlich dichter Form menschlichen Verletzungen, Beschädigungen und Zerstörungen im Alltag in der Stadt und auf dem Lande nachspürt.
In draller Realistik und überbordendem Sprachreichtum, zuweilen mit hintergründigem Humor, zeichnet Barbara Krauß den "ganz normalen Wahnsinn" unseres Alltagslebens nach. In eindringlichen Bildern von Verrohung und Gewalt, von Mißtrauen und Verrat, von Untergang und Verfall, von Fremdheit und Verlorenheit ..."
Taschenbuch, 338 Seiten, Preis: 12,- Euro.
E-Book: 4,99 Euro.